FAKE-NEWS zur Thermosflasche


Die Bezeichnung FAKE-NEWS für die Berichterstattung über die Erfindung der Thermosflasche mag provokant klingen, aber genau das ist unsere Absicht: zu provozieren. Seit über 120 Jahren gibt es die Thermosflasche nun schon. Zu runden Jubiläen oder Jahrestagen der 'Thermos' oder des Erfinders Reinhold Burger werden in der Tagespresse und anderen Medien regelmäßig Artikel veröffentlicht. Bis in die 1970er Jahre hinein stimmte die Darstellung des historischen Ablaufs überein. Doch später begannen Presse und Medien, immer neue Varianten zur Erfindungsgeschichte der Thermosflasche zu verbreiten. 

 

Plötzlich wurde Reinhold Burger, der tatsächliche Erfinder, durch Namen wie James Dewar, von Linde oder Ferdinand Weinhold ersetzt. Auch die Entstehung des Namens 'Thermos', den Burger 1904 kreierte und schützen ließ, wurde fälschlicherweise auf ein Preisausschreiben zurückgeführt. Solche Berichterstattungen empfinde ich als unseriös. Interessanterweise fand ich in der englischsprachigen Presse bis heute nur einen einzigen Artikel, der die Geschichte korrekt wiedergibt – ein klares Beispiel dafür, wie Wunschdenken die Fakten verdrängen kann.

 

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, die großen Wissenschaftler und Forscher ihrer Zeit – James Dewar und Ferdinand Weinhold – fälschlicherweise ständig mit der Erfindung der Thermosflasche in Verbindung zu bringen.

 

Tatsächlich haben sie mit der Entwicklung dieses Haushaltsgegenstandes absolut nichts zu tun!

 

Wer behauptet, sie hätten aus ihren Laborgefäßen eine Thermosflasche für den alltäglichen Gebrauch entwickelt, zeigt ein mangelndes Verständnis für die technischen Herausforderungen, die überwunden werden mussten. Dewar und Weinhold konzentrierten sich auf die Entwicklung von Laborgefäßen, nicht auf die Schaffung eines Gebrauchsgegenstandes für warme oder kalte Getränke und Speisen. Ihre Erfindungen wurden auch nicht von ihnen für die Aufbewahrung und den Transport von flüssiger Luft weiterentwickelt. Flüssige Luft gab es erst ab 1896!

 

Es wäre in der Tat interessant zu sehen, wer heutzutage noch aus einem Dewar-Gefäß von 1892 oder einem weinholdschem Gefäß von 1881 seinen Kaffee trinkt.

 

In Anlehnung an ein Zitat von Paulus von Tarsus: 'Ehre, dem die Ehre gebührt'. Es ist nur fair, die richtigen Beiträge zur Entwicklung der Thermosflasche korrekt anzuerkennen.


Falsche Behauptung:

2 deutsche Glasbläser erfanden 1903 bzw. 1904 die Thermosflasche.

Richtigstellung:

Nur Reinhold Burger erhielt 1903 sein Patent für ein "Gefäß mit doppelten, einen luftleeren Hohlraum einschließenden Wandungen").


Falsche Behauptung:

Der Name "Thermos", in der Literatur Thermoskanne oder Thermosflasche genannt, wurde durch ein Preisausschreiben in allen Tageszeitungen und durch einen Wettbewerb ermittelt, ein Münchner Einwohner soll 1904 bzw. 1906 den Namen vorgeschlagen haben!!!

An einer anderen Literaturstelle wurde der Name „Thermos“ von einem Gemeindemitglied vorgeschlagen und von einem Preisausschreiben abgeraten.

Richtigstellung:

Besonders im englischsprachigen Raum und teilweise auch in deutschen Veröffentlichungen, wird diese falsche Behauptung bis heute veröffentlicht, die aber jeder Grundlage entbehrt und ein absolutes Fake ist! Ein Preisausschreiben nah es nie gegeben!

Der Name "Thermos" war eine Wortschöpfung von Reinhold Burger und wurde am 30. August 1904 unter der Nummer 71717, Aktenzeichen B 10554, Klasse 29 patentrechtlich vom Kaiserlichen Patentamt als Warenzeichen geschützt (siehe auch sein Radiointerview zum 75. Geburtstag).

Wir hätten gerne erfahren, wer dieses Fake in die Welt gesetzt hat?


Falsche Behauptungen:

-Aus dem weinholdschen Vakuum Mantelgefäß entstand die Idee zur Thermosflasche

-James Dewar erfand die Thermosflasche

Richtigstellung:

Die weinholdschen Vakuum-Laborgefäße waren vierwandig, unversilbert und dienten zur Queck-silberverfestigung und zur Verflüssigung des Stickstoffes und nicht zum Aufbewahren von Flüssigkeiten für den allgemeinen Hausgebrauch (siehe Lehrbuch "Physikalische Demonstratio- nen" von 1881).

Weinhold hat nie für sich beansprucht, ein Isoliergefäß für den alltäglichen Bedarf erfunden zu haben.

Dazu wurde von der Pressestelle und Crossmedia-Redaktion der TU Chemnitz 2017 im Rückblick auf seinem 100. Todestag u. a. folgender Text veröffentlicht:

 

"....Dieser von Weinhold beschriebene Effekt der Vakuum-Mantelflasche wird oft im direkten Zusammenhang mit der Thermosflasche genannt, was so nicht ganz korrekt ist. Ebenso die Verbindung zur Erfindung von Sir James Dewar, der als Professor in Cambridge und London wirkte und ab 1874 ein doppelwandiges, aus Metall bestehendes, später ein verspiegeltes aus Glas bestehendes evakuiertes Gefäß ebenfalls zur Lagerung von verflüssigten Gasen verwendete. Beides waren lediglich für den Laboreinsatz entwickelte Gefäße. Als eigentlicher Erfinder der für den Hausgebrauch geeigneten Thermosflasche gilt der Glasbläser und Glastechniker Reinhold Burger aus Glashütte, dem dafür 1903 das Patent erteilt wurde..."

 

Wenn man die Pressemitteilungen der vierziger Jahre im Zusammenhang mit dem Thema „Erfindung der Thermosflasche“ durchblättert, findet man ab 1941 den Namen des Engländer Dewar nicht mehr, dafür taucht fälschlicher Weise erstmals der Name Weinhold auf, der dazu eine Vorarbeit  geleistet haben soll. Ein Spiegelbild der damaligen NS-Zeit! 

 

Dewar ist ebenfalls nicht der Erfinder der Thermosflasche:

James Dewar hat 1892 doppelwandige, anfangs unversilberte, später verspiegelte Laborgefäße für Versuche mit flüssigen Gasen in seinen Laboren (siehe "Liquid Air and Liquefaction of Gases" von 1900) hergestellt und keine Thermosflaschen! Die Luft wurde aus den Gefäßen abgepumpt.

Reinhold Burger hat diese einfachen Gefäße bereits vor 1894 weiterentwickelt: das Innere und das äußere Gefäß verschmolzen, hoch evakuiert, später nach vielen Versuchen versilbert...) und nach Auftragseingang für die Firma Carl von Linde (Produzent von flüssigen Gasen) gefertigt.

Daraus einen hauswirtschaftlichen Gegenstand zu machen, wurde erst Jahre später -um 1900- durch Reinhold Burger geboren, umgesetzt und entstand aus seinen Experimenten mit den doppelwandigen Vakuumgefäßen für Carl von Linde. Zu Testzwecken verwendete er heißes Wasser, daraus entstand in einem weiteren Schritt die Idee der Thermoskanne/Thermosflasche. In seinem Patent zur Isolierflasche, später "Thermos", wurde Dewar und nicht Weinhold namentlich erwähnt (nach dem Stand der Technik). Das Patent wurde von Patentanwälten geprüft und am 1. Oktober 1903 erteilt.

Angeblich führte Dewar 1910/11 einen Prozess gegen das englische Patent der Thermos Limited, den er in beiden Instanzen verlor (Quellenverzeichnis in Wikipedia „Reinhold Burger“ für den es aber keinen Quellennachweis gibt). Burger hatte mit den Patentstreitigkeiten nichts zu tun.


Falsche Behauptung:

...ohne Wissen und Erlaubnis der Erfinder (gemeint waren Adolf F. Weinhold und James Dewar) experimentierte Burger an der Herstellung alltagstauglicher, doppelwandiger Vakuum-Glasgefäße auf Grundlage der mittlerweile als Dewar-Gefäß bezeichneten Behälter....

Richtigstellung:

Zum Zeitpunkt der Experimente von Reinhold Burger mit doppelwandigen Gefäßen lagen keine Patente oder Warenzeichenanmeldungen für Vakuummantelgefäße seitens der erwähnten Wissenschaftler vor. Bekannt, aber nicht patentiert, war ein doppelwandiges, verdeckeltes Gefäß von James Dewar, ein labortechnisches Gefäß zur Aufbewahrung tiefgekühlter Gase oder Flüssigkeiten. Daher musste Reinhold Burger weder um Erlaubnis bitten noch jemanden konsultieren, um aus einem einfachen Laborgefäß ein hoch evakuiertes Glasgefäß für die Aufbewahrung von verflüssigten Gasen zu entwickeln und zu vermarkten. Noch weniger bedurfte es einer Erlaubnis, um daraus einen hauswirtschaftlichen und alltagstauglichen Gegenstand zu kreieren. Somit verletzte er keine bestehenden Regeln oder Patentrechte. Die spätere Patentprüfung und die Patentanmeldung für das Isoliergefäß, das unter dem Warenzeichen 'Thermos' bekannt wurde, bestätigen dies.

 

Interessanterweise gab es die ersten doppelwandigen Gefäße bereits vor über 2000 Jahren in der Antike, genutzt zum Kühlen von Wein.


Falsche Behauptung:

Durch den Verkauf seiner "Thermos-Gesellschaft m. b. H." mit allen seinen Rechten erhielt Reinhold Burger im Jahre 1909  495.000 RM.

Richtigstellung:

Reinhold Burger hat bereits am 13.06.1907 seinen Anteil an den Rechten der "Thermos-Gesellschaft m. b. H.", seinen Firmenmitinhaber G. Paalen für 65.500 M verkauft.

Damit ist er aus der "Thermos-Gesellschaft m.b.H." ausgeschieden! Rechte und Pflichten hatte er damit keine mehr. Der Familie liegen entsprechende Originalnachweise (Steuererklärung siehe unten und eine notarielle Bestätigung) vor. Mit der späteren Umwandlung der "Thermos-Gesellschaft m. b. H." (Ende 1908/09) in eine "Thermos-Aktiengesellschaft" hatte er nichts mehr zu tun. Er erhielt kein Geld oder anderweitige Zuwendungen.

Außerdem wurden die 495.000 Mark Stammkapital der "Thermos-Gesellschaft m. b. H." in 495 Aktien mit einem Nennwert von 1000 Mark umgewandelt. Bar wurde nicht ein Pfennig gezahlt!

505.000 Mark wurden von den neuen Aktionären eingezahlt, damit erhöhte sich das Grundkapital auf 1. Million Mark (siehe auch "Geschichte der Thermos"). Die "Thermos-Gesellschaft m. b. H." wurde nicht verkauft, sondern in eine AG umgewandelt!


Der Text auf seiner Steuerklärung lautet:

"Am 13.06.07 ist die Ges. m. b. H. "Thermos" verkauft worden, und zwar an G. R. Paalen, Berlin der die Gesell-schaft von diesem Tage an alleine erwarb. Die notarielle Urkunde lautet vom 13.06.07. Ich habe 65.500 M von dem Käufer erhalten, die ich 4 % verzinslich in Wertpapiere an- gelegt habe.

Irgendeine Forderung an jetzigen Inhaber der GmbH habe ich nicht noch".


Falsche Behauptung:

Reinhold Burger verkaufte 1907 oder 1909/10 das Patent der "Thermos" an die "American Thermos- Bottle Co" USA.

Richtigstellung:

1907:
Die "Thermos-Gesellschaft m. b. H." und nicht Reinhold Burger, ihm gehörte ein Anteil von ca. 25 % (und damit nicht die Mehrheit) an der Gesellschaft, verkauften 1906/07 Lizenzen (Markenrechte) an div. Händler in aller Welt und an 3 Tochtergesellschaften: 

 

"American Thermos Bottle Company" USA,

"Canadian Thermos Bottle. Ld." Canada-Montreal und

"Thermos Limited of Tottenham", England

 

zum Vertrieb, zur Fertigung und nicht das Patent (das würde auch keinen Sinn ergeben, denn dann sägen sie sich den Ast ab, auf dem sie sitzen!)

Siehe auch Berliner-Börsen-Zeitung vom 6. April 1911, Seite 14.

Thermos-Aktiengesellschaft, Bericht zur Generalversammlung 1910, Tochtergesellschaften
Thermos-Aktiengesellschaft, Bericht zur Generalversammlung 1910

Im Artikel werden die amerikanischen Firmen "American Thermos Bottle Company" und "Canadian Thermos Bottle. Ld."  als Tochtergesellschaften bezeich- net.

Hier wird auch ein Prozess von 1910 um das englische Patent erwähnt. Die Fa. Thermos Limited klagte gegen den Verkauf von Plagiaten und gewann in beiden Instanzen.

 

1908/09 wurde die "Thermos-Gesellschaft m. b. H." Berlin in eine "Thermos-Aktiengesellschaft" umgewan- delt. Das komplette Stammkapital der Thermos-Gesellschaft wurde in die neue Thermos-Aktiengesell-schaft einschließlich aller Rechte und Pflichten übernommen.

Alle Patente und Rechte gingen ebenfalls an die neue Aktiengesellschaft.

 

Reinhold Burger hatte damit nichts mehr zu tun!

 

 

Die Amerikaner begannen erst 1910 mit dem Vertrieb und der Fertigung der Thermosflaschen und zwar in dem Augenblick, als das amerikanische Patent von Burger und Aschenbrenner auf amerikanischen  Boden erteilt wurde.  
Bis 1924 meldete er zusammen mit den Amerikanern und seinem Geschäftspartner Albert Aschenbrenner noch div. Patente zur Thermosflasche in den USA an. 
Das Datum 1909/1910 wird scheinbar verwechselt mit der Gründung der Thermos Aktiengesellschaft aus der Thermos-Gesellschaft m. b. H..


Falsche Behauptung:

Nach der Gründung der Firma "American Thermos Bottle Co." in New York wurden ab 1907 Thermosflaschen produziert.

Richtigstellung:

Bis 1910 lieferten die deutschen Firmen: Thermos-Gesellschaft und Thermos-Aktiengesellschaft u.a. die Innenkörper (sog. Filler) für die Amerikaner nach dem Patent-Nr. 820.347.

Die gleiche Prozedur gab es mit der "Thermos Limited" in England.

Die Thermosflaschen trugen auf der Bodenseite den Vermerk "MADE IN GERMANY" für die USA oder "GERMAN MANUFACTURE" für England und die Patent-Nr. oder das Anmeldedatum des Patentes.

 

Erst mit der Anmeldung der Patente von Reinhold Burger/Albert Aschenbrenner (ab 1910)  zusammen mit der "American Thermos Bottle Co." begannen die Amerikaner selber Thermosgefäße zu produzieren und damit zu werben. Sie erhielten ebenfalls den Namen der Herstellungsfirma, die Patent-Nr. und den Herstellungsort, wie z. B. New York oder ab 1913 Norwich Conn., eingraviert auf den Bodenseiten der Flaschen.


Falsche Behauptung:

Reinhold Burger war Student und auch Glasbläser bei James Dewar und später sein Glasbläser!!!

Richtigstellung:

Reinhold Burger hat in seinem Leben nie englischen Boden betreten. Er hat auch dort kein Studium aufgenommen. Es gab keinerlei Kontakte zwischen Burger und Dewar!


Falsche Behauptung
Reinhold Burger erfand 1901 den Vorläufer der Thermosflasche (und das wurde noch 1987 in einem deutschsprachigen Buch veröffentlicht!!!).

Richtigstellung:

1901 reichte er sein Patent ein. Siehe Startseite usw. usw….


Falsche Behauptung
James Dewar hat ein Patent zu seinem doppelwandigen Gefäß angemeldet, es aber schlecht formuliert, so dass Burger sein Patent durchsetzen konnte.

Richtigstellung: 

Dewar hat keine Patente auf doppelwandigen Gefäße (siehe: depatisnet.dpma.de) angemeldet!


Falsche Behauptung
Die Fertigung der Thermosflaschen begann 1920.

Richtigstellung: 

Die Fertigung begann schon ab 1905. Ab 1912/13 starteten die USA mit der Serienfertigung!



Leider lassen sich die falschen Behauptungen weiter fortführen und es kommen immer neue hinzu. Sie werden auch nicht wahr, wenn man sie tausendmal wiederholt.
Ich könnte an jeder genannten Stelle „Ross und Reiter“ nennen, habe es aber vermieden.


Richtigstellungen unsererseits werden fast immer ignoriert, trotz Übermittlung der historischen Nachweise.

 

Fehlendes technisches Verständnis, Unkenntnis und fehlende Recherchen führen dann zu „Grimms Märchen“.

Selbst die KI verdreht die Tatsachen. Sie ist auch nur ein Abklatsch derer, die sie programmiert haben, traurig!